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PROJEKT THEORIE AUSSTELLUNG WORKSHOPS NIRGENDORT PRESSE DANK

The Politics of Culture - re-engaging Uli

THEORIE / PROGRAMM / KONZEPT

Konzept

Nigerianische Kunst und Kultur im Nirgendort

Workshops, Ausstellung, Performances, Symposium

  • Ein Projekt von Peter Areh (Pendulum Art Gallery, Lagos)
  • Eva Ursprung und Klaus Schrefler (The Syndicate, Graz)

Das Projekt erforscht die wechselseitigen Einflüsse europäischer und afrikanischer Kultur auf die zeitgenössische Kunstproduktion und deren Rückwirkung auf das soziokulturelle Umfeld.

Anhand eines Projekts der Pendulum Art Gallery in Lagos wird der Einfluss der Europäisierung auf die afrikanische Kultur und Gesellschaft aufgezeigt: Vor der Christianisierung der Igbo-Bevölkerung in Nigeria gab es dort eine hoch entwickelte, blühende Kunstform – „Uli“, großflächige, abstrakte Malerei, die ausschließlich von Frauen praktiziert wurde. In einem gemeinsamen, kollektiven Prozess wurden vor allem die Außenwände der Schreine, aber auch Wohnhäuser und andere öffentliche Gebäude bemalt. Uli wurde auch als Körperbemalung appliziert und ersetzte vor der Europäisierung die Kleidung. Die Frauen waren angesehene Künstlerinnen und hatten eine wichtige Funktion in der Dorfgemeinschaft. Elemente dieser sehr starken, symbolischen Kunst beeinflussten und befruchteten die Arbeiten von europäischen Künstlern wie Picasso, während sich zeitgleich in Nigeria deren Untergang ankündigte: von christlichen Missionaren als heidnisch verpönt, reduzierte sich die Anzahl der Uli-Malerinnen von Generation zu Generation. Inzwischen sind die Malereien verblasst, die Schreine verfallen, es gibt keine jungen Frauen mehr, die diese Kunst erlernen. In den letzten Jahren begann jedoch auch in der zeitgenössischen afrikanischen Kunst eine Wiederentdeckung von Uli. Die Malereiklasse der Kunstakademie von Nri setzt sich intensiv mit dieser Tradition auseinander und lässt sich davon inspirieren. Auch im Produkt- und Stoffdesign, in Performance und Musik, selbst in der Literatur gibt es Versuche, die Kunst des Uli wiederzubeleben. 2003 startete die Pendulum Art Gallery ein Projekt, um diese traditionelle Kunst zu dokumentieren und zur zeitgenössischen afrikanischen Kunst in Bezug zu setzen. Uli-Malerinnen wurden gesucht und beauftragt, gemeinsam einen Schrein zu bemalen. Mit viel Mühe wurde eine Gruppe von 60 – 80jährigen Frauen gefunden, die diese Kunst noch beherrschen, und der Prozess des Malens wurde gemeinsam mit Interviews der Frauen auf Video dokumentiert. In der Ausstellung wird diese Videodokumentation mit den Arbeiten der neuen – größtenteils männlichen - „Uli“-Künstler der Akademie von Nri kontrastiert. Die geänderten afrikanischen Lebensverhältnisse, der Einfluss des Christentums und der europäisierten Sichtweise lässt sich sehr gut aus diesen Arbeiten ablesen. Begleitet wird diese Ausstellung von einem Theorieblock, der sich mit den soziokulturellen Implikationen dieses Wandels, vor allem in Hinblick auf die Rolle der Frau beschäftigt. Zusätzlich zu dieser Ausstellung im Afro-Afrikanischen Institut sollen im Kunstraum BAODO im NIL und im angrenzenden Rösselmühlpark Müllskulpturen des bekannten nigerianischen Künstlers und Autors Dilomprizulike (besser bekannt als „Junkman of Africa“), sowie Materialbilder der Yoruba-Künstlerin Peju Layiwola einen erweiterten Einblick in die kritische zeitgenössische Kunst Afrikas geben. Im Gegenzug dazu beschäftigt sich eine Gruppe von österreichischen KünstlerInnen mit ihrem Blick auf Afrika und dem eigenen Umgang mit dem „Fremden“ vor dem Hintergrund eigener kultureller Traditionen. Die Arbeiten werden in der Pendulum Art Gallery in Lagos ausgestellt.


www.syn.mur.at, www.crossingcultures.at, Pendulum Art Gallery